Faszination Drakensberge – Wandern in den Alpen Südafrikas

Bizarr geformte Felsskulpturen, eine Reise in die Geschichte der Menschheit und seltene Tier- und Pflanzenwelten – Das höchste Gebirge an der Südspitze Afrikas wartet mit unvergesslichen Eindrücken auf.

Bizarre Felsformen bestimmen die Kulisse des Cathedral Peak Nature Reserve.
Bizarre Felsformen bestimmen die Kulisse des Cathedral Peak Nature Reserve.

Text und Fotos: Almut Otto

„Sawubona – Herzlich willkommen!“ lautet die durchaus auch gelebte Freundlichkeit in Südafrika. Spätestens seit der Verfilmung von Nelson Mandelas Leben weiß mittlerweile jeder, dass sich die Südafrikaner weitgehend für ein friedliches Miteinander verschiedener Kulturen entschieden haben. Und das Beste: Die atemberaubende Welt in den mit bis zu 3500 Meter hohen Drakensbergen lässt europäische Alltagshektik schnell vergessen.

Begegnungen mit der Natur

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Das namensgebende Golden Gate des Parks im Abendlicht.

„In Südafrika, sagt man, wird die Sonne abends einfach ausgeschaltet“, erklärt Tourguide Thomas bei der ersten kleinen Abendwanderung über den Holkrans Trail im Golden Gate Nationalpark. Gezielt weist er mit seinem Smartphone gen Westen und macht punktgenau eine deutliche Klickbewegung. Tatsächlich: Grad noch war die Umgebung von Tageslicht erleuchtet und plötzlich ist es stockdunkel. Wer hier den Heimweg nicht kennt, darf sich auf eine Nacht in der Wildnis einstellen.

Tourguide Thomas spricht neben Afrikaans und Englisch auch deutsch.
Tourguide Thomas spricht neben Afrikaans und Englisch auch deutsch.

Die unerbittliche Nähe zur gewaltigen Natur zeigt sich einige Tage später noch deutlicher: Während der siebenstündigen Wanderung zum Orange Peel Gap im Cathedral Peak Mountain Reserve springt unser junger Führer „Wiseman“ unvermittelt mit einem Riesensatz zurück. „A brown Cobra!“ entschuldigt er sich. In seiner Bewegung verharrend wartet Wiseman geduldig darauf, bis das tödliche Bist sein schattiges Erdloch verlässt. Glück gehabt, nichts passiert! Meist verziehen sich die Giftnattern – von den Schritten des Menschen gestört – sogar schon, bevor der Wanderer auf sie trifft.

Blick in unendliche Weiten des Cathedral Peak Naturparks
Blick in unendliche Weiten des Cathedral Peak Naturparks

Reise zwischen den Welten

Ein faszinierend übersinnliches Erlebnis ist der Besuch in der Schamanenhöhle Motouleng im Free State. Nach einer halbstündigen Wanderung durch ein grünes Tal sind fremdartiges Stimmengemurmel, mystische Klänge und rhythmisches Klatschen zu hören. Kurz darauf sehen wir eine Gruppe von Sangomas, Medizinmännern, am Eingang eines riesigen Felsenüberhangs. Durch intensive Gebete und Verbeugungen bitten sie ihre Ahnen um Einlass in den heiligen Ort. Ihnen gegenüber singen und tanzen würdevoll gekleidete Schamanenkollegen, die gleichzeitig geduldig auf Auslass warten. Erstaunlicherweise dürfen auch wir Ungläubigen diese ehrwürdige Stätte betreten. Gebannt von ihrer kraftstrahlenden Atmosphäre und magischen Zeremonien scheint unverhofft auch für uns die Kommunikation mit dem Jenseits möglich!

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Mystisches Schamanentreiben am Tor zur heiligen Stätte
Auf ihren Behausungen stellen die Sangomas gleichzeitig ihre Visionen dar.

Von der Reise in metaphysische Welten geht´s kurz darauf weit zurück in die Vergangenheit: Beim Besuch der Main Cave, einer prähistorischen Höhle des Naturreservats Giant´s Castle, stellen lebensgroße Figuren eine Alltagszene aus dem Leben des Urvolkes San wirklichkeitsgetreu nach. An die 500 hervorragend erhaltener, frühzeitlicher Felszeichnungen vermitteln zudem den Eindruck, als wären die Buschmänner erst gestern hier gewesen.

Beeindruckende Szenerie: Buschmänner in Lebensgröße.
Beeindruckende Szenerie: Buschmänner in Lebensgröße.

Doch die Krönung ist Museumsführerin Thandekaximba. Nicht nur, dass sie das Leben und Wirken dieser Menschen und die Bedeutung ihrer Zeichnungen erklärt, sie spricht sogar ihre Sprache! Mühelos integriert sie Klicklaute ins Englische und imitiert originalgetreu verschiedene Tierrufe (von Rolf Fröhling).

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Thandekaximba spricht San.

Nach zehn eindrucksvollen Tagen mit unvergesslichen Begegnungen, besinnlichen Wanderungen, auf denen endemische Pflanzen und exotische Tiere unsere Neugierde weckten, heißt es Abschied nehmen. Ein letzter Blick aus dem Flugzeug in die schier endlose Weite der Natur lässt spüren, wie elementar die Reise in die Wiege der Menschheit geerdet hat: „Totsiens Südafrika – Bis bald!“

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Wandern in the middle of nowhere – Cathedral Peak.
 Nicht Füttern! Wer einem Affen sein Essen abgibt, zeigt, dass er Rangniederer ist.
Nicht Füttern! Wer einem Affen sein Essen abgibt, zeigt, dass er Rangniederer ist.
 African Fish Eagle am Sterkfontein Dam Nature Reserve.
African Fish Eagle am Sterkfontein Dam Nature Reserve.Zulu-Hütte mit Reetdach vor dem berühmten Amphitheater.

Zulu-Hütte mit Reetdach vor dem berühmten Amphitheater.

Infos

Die Blüte der Königsprothea ist das Wappenzeichen Südafrikas.
Die Blüte der Königsprothea ist das Wappenzeichen Südafrikas.

Allgemeines: Die Drakensberge sind das höchste Gebirge des südlichen Afrikas. Sie durchziehen das Land vom Nordosten Transvaals bis in das Königreich Lesotho im Südosten. Das von den Zulus auch uKhahlamba „Wand aus Speeren“ genannte Massiv besteht hauptsächlich aus Basaltgestein. Es entstand vor circa 180 Millionen Jahren durch Vulkanismus. Der höchste Punkt ist mit 3.482 Metern der Thabana Ntlenyana in Lesotho. Die meisten Flüsse Südafrikas entspringen in den Drakensbergen und fließen nach Osten in Richtung Indischer Ozean. Bekannte Ausnahme ist der mit 2160 Kilometern längste Fluss Oranje des südlichen Afrikas: Er fließt in den Atlantik. Alle Naturschutzgebiete der Region wurden im Jahre 2000 unter dem Namen uKhahlamba Drakensberg Park als UNESCO Weltnaturerbe anerkannt.

Blick auf Lesotho.

Südafrika vereint die ganze Welt in einem Land: In der sogenannten Regenbogennation leben etwa 49,1 Millionen Menschen unterschiedlichster Hautfarben. Die größte Bevölkerungsgruppe des Landes sind mit 11 Millionen Menschen die Zulus. Südafrika ist größtenteils ein sicheres und bequemes Land. Doch in einigen Landesteilen ist mit erhöhter Kriminalität zu rechnen. Hier sind vor allem für Individualreisende die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes hilfreich.

Elegante Transportmethode.
Elegante Transportmethode.

Anreise: Direktflüge nach Johannesburg gibt es mit der Lufthansa oder SAA u.a. ab den Flughäfen Frankfurt und München. Der Flug dauert ca. 10,5 Stunden. Weitere Airlines bieten Flüge mit Umsteigemöglichkeiten an. Die Drakensberge sind knapp vier Autostunden von Johannesburg entfernt. Übrigens beträgt die Zeitverschiebung im deutschen Winter MEZ +1 Stunde.

Heimatgefühle: Heidelberg in Südafrika.
Heimatgefühle: Heidelberg in Südafrika.

Einreise: Die Einreise nach Südafrika ist unkompliziert: Es ist weder ein Visum noch eine spezielle Impfung erforderlich. Vor Ort ist aber ein – am besten südafrikanisches – Moskitospray zu empfehlen. Zur Inbetriebnahme von Elektrogeräten werden Adapter für 3-polige Rundstecker benötigt. Der Eintritt in die Nationalparks ist kostenpflichtig. Je nach Aufenthaltsdauer lohnt sich der Kauf einer Wild Card direkt vor Ort oder vorab über www.sanparks.org.

Klima: Da Südafrika auf der südlichen Hemisphäre liegt, sind die Jahreszeiten entgegengesetzt zu unseren. Für Wanderer sind Frühling und Herbst die beste Reisezeit. Ideal für Tierbeobachtungen ist jedoch der südafrikanische Winter. In Gebirgen wie den Drakensbergen kann es dann vor allem nachts sehr kalt sein. Mit Schneefall ist zu rechnen!

Exotische Begegnung: Elenantilope.

Nähere Infos: South African Tourism und www.dein-suedafrika.de

Reisebuchung zum Beispiel bei Diamir Erlebnisreisen

Nationalparks

 

Golden Gate Higlands National Park

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Kletterpassage am Holkranstrail

Der 11.600 Hektar große Golden Gate Highlands National Park liegt am Fuße der Maluti Berge im Südosten des Free States. Den Namen erhielt das in den nördlichen Drakensbergen gelegene Naturschutzgebiet durch seine in der Morgen- und Abendsonne golden schimmernden Sandsteinfelsen wie zum Beispiel den 76 Meter hohen Brandwag Buttress an der Einfahrt zum Park. Im Reservat gibt es eine Reihe von circa ein- bis fünfstündigen Wanderwegen durch die malerische Graslandschaft mit ihren bizarren Sandsteinformationen. Am Spektakulärsten ist aber mit Sicherheit der zweitägige Ribbok Hiking Trail, bei dem durchaus Zebras und verschiedenste Antilopenarten wie Gnus, Oribis und Springböcke die Wege kreuzen können während in der Luft Bartgeier, Ibisse und Adler ihre Runden ziehen. Fotoapparat nicht vergessen! Zudem werden im Park auch weitere Aktivitäten wie Reiten, Klettern und Canyoning angeboten. Einen Besuch wert ist die 20 Kilometer entfernte Künstlerstadt Clarens. Von hier aus kann auch der Besuch der Schamanenhöhle, Kräutertouren und vieles mehr organisiert werden. Wer das Abenteuer liebt, sollte mit Oliver Esplin Kontakt aufnehmen. Der ehemalige Polizist hat sich nach einem Gesinnungswandel auf unterschiedlichste Extremsportarten spezialisiert.

Giant’s Castle Game Reserve

Die Farben Afrikas in Giant`s Castle.
Die Farben Afrikas in Giant`s Castle.

Das über 34.000 Hektar große, in KwaZulu Natal gelegene Giant´s Castle Game Reserve ist eines der ältesten Naturschutzgebiete Südafrikas. Schon 1904 wurde es zum Schutze der Elen-Antilopen ins Leben gerufen. Heute bemüht sich das Reservat auch Kap- und Bartgeier vor dem Aussterben zu bewahren. Dementsprechend leben leben circa 200 Brutpaare sowie zudem etwa 60 Säugetierarten und 30 Reptilienarten in dem Gebiet.

Eine weitere Besonderheit von Giant´s Castle ist die in einem nur 30-minütigen Fußweg gut erreichbare Main Cave. Ihre circa 550 Buschmannzeichnungen zählen zu den am besten Erhaltenen von Südafrika. Die auch als Buschmänner bezeichneten Nomaden gelten übrigens als erste Bewohner Afrikas und sind somit möglicherweise die Wurzel des menschlichen Stammbaums. Den Namen erhielt das Naturreservat übrigens, weil die Silhouette seiner Bergmassive an einen schlafenden Riesen erinnert. Davon erreichen der Giants Castle (3325 m) und der Injasuti Dome (3459 m) über 3000 Meter. Das Reservat lädt zu 25 Wanderungen in unterschiedlicher Länge ein. Bei Mehrtagestouren kann in Höhlen oder auch in Zelten übernachtet werden. Besonders beliebt ist das Vulture Restaurant. Von dem sogenannten „Lammergeyer Hide“ lassen sich im Winter die – mit ihrer fast drei Meter großen Flügelspannweite imposanten – Bartgeier hervorragend beobachten. Weitere Aktivitäten im Camp sind Reiten, (Eis-)Klettern und Mountainbiken. Jeden letzten Sonntag im April findet die 75 Kilometer lange Giant´s Mountain Bike Challenge statt.

Cathedral Peak Nature Reserve

Auch das Cathedral Peak Nature Reserve liegt in der Provinz KwaZulu-Natal. In dem 32.000 Hektar großen Gebiet locken majestätische Gipfel wie der Cathedral Peak (3.004 m, erstmals bestiegen im Jahr 1917), der Cleft Peak (mit 3.281 m der höchste Gipfel), The Bell (2.930 m), Outer Horn (3.005 m), Inner Horn (3.006 m), Mitre Peak (3.023 m) und die Twins (3.006 m) zu zahlreichen Höhentouren. Die Flüsse Didima und Mlambonja schufen über Millionen von Jahren tiefe Täler in denen heute Paviane, Antilopen und mehr als 210 Vogelarten leben. Ein Paradies für Wanderfreunde. Fußfaule Menschen können bei trockenem Wetter über den Mike´s Pass bis auf die Spitze des “Little Berg” nahe der Didima Schlucht fahren. Von hier gibt es eine spektakuläre Aussicht über die Gebirgszüge und umliegenden Ebenen.
Sehenswert sind zudem dien zahlreichen Felsmalereien der San.

Royal Natal National Park

Gigantisch: Die spektakuläre Wand des Amphitheaters.

Der 8000 Hektar große Royal Natal National Park wurde 1916 errichtet und gehört zu den Highlights der Drakensberge. Seinen royalen Zusatz im Namen verdankt er dem Besuch der britischen Königsfamilie im Jahre 1947. Das besondere Kennzeichen des Naturparks ist eine spektakuläre, acht Kilometer breite und 1000 Meter hohe, fast senkrechte Basaltfelswand, das sogenannte Amphitheater. Bekannt sind ebenfalls die fünfstufigen Tugela Wasserfälle, die 948 Meter in die Tiefe stürzen. Der mit 3282 Meter höchste Gipfel der Abbruchkante, der Mont-Aux-Sources macht seinem Namen alle Ehre: Auf ihm entspringen mehrere Flüsse, so unter anderem der Orange River und der Tugela. Der sich von hier auf eine 405 Kilometer lange Reise in den Indischen Ozean macht.

Ob Kurzwanderung oder Mehrtagestouren: Der Park ist ein Paradies für Wanderfreunde. Mit der einfachen, jedoch aufgrund der Hitze anstrengenden Wanderung zu den Tugela Falls befindet sich hier auch der bekannteste und schönste Wanderweg Südafrikas. Erfahrene Kletterer wagen sich an die gigantische Basaltmauer und genießen nach einer anspruchsvollen Tour die atemberaubende Aussicht vom Plateau. Beste Zeit für Wanderungen sind die klaren und sonnigen Tage von Frühling und Herbst. Im Sommer ist es zu schwül und regnerisch, im Winter liegt Schnee. Doch ist in dieser Hochgebirgsregion das ganze Jahr über mit heftigen Wetterumschwüngen zu rechnen.