Eine Brille aus Massivholz? Geht das überhaupt? – Na klar, denn „geht nicht gibt´s nicht“ dachten sich findige Designer aus Freising in Oberbayern. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sowie dank des Know-hows des Traditionsunternehmens Frank Instrumentenbau entwickelte das Start-up Freisicht Eyewear die sogenannte Woodflex-Technologie zur Modifikation von Holz. Sie schafften somit die Basis zum Design einer eleganten Holzbrille.
Durch das zum Patent angemeldete Verfahren ist es erstmals möglich, eine Brille aus einem einzigen Stück Massivholz individuell zu gestalten. Es werden weder Schichtholz noch Materialmischungen verwendet. Der Optiker erwärmt letztendlich das Brillengestell mittels Ventilette – ein in der augenoptischen Werkstatt übliches Heißluftgerät – und passt es ergonomisch auf die Gesichtsgeometrie des Kunden an. Denn das erwärmte Holz erreicht durch die Hitze eine gewisse Teigigkeit, lässt sich dadurch verformen und erstarrt nach dem Erkalten wieder. Damit auch die Verglasung risikofrei bleibt, ist ein Schließblock in das Gestell eingearbeitet. Dieser wird per Schlitzschraubendreher geöffnet, so dass die Gläser eingesetzt werden können. Sobald die Schrauben wieder zugedreht sind, ist der feine Spalt kaum mehr zu sehen.
EIGENSCHAFTEN WIE JEDES BRILLENGESTELL
Die Holzbrille von Freisicht hat ähnliche Eigenschaften wie eine herkömmliche Brille aus Acetat oder Metall. Doch sie überzeugt zudem durch ihren exklusiven Charakter sowie durch ihre Nachhaltigkeit. Denn die Fassungen werden in reinster Handarbeit direkt vor Ort in Freising hergestellt. Zudem nutzen die Brillen-Pioniere ausschließlich heimische Holzarten wie Walnuss und Ahorn. Die Holzoberfläche wird so behandelt, dass eine einfache Verschmutzung leicht abzuputzen ist. Auch sind die Brillen vor Schweiß und Feuchtigkeit geschützt. Individuelle Maserungen und Patina zaubern aus jedem Stück ein Unikat. Passend dazu werden die Brillen mit edlen Brillenetuis aus Eichenholz geliefert. Sie geben dem Designerstück nicht nur einen perfekten Schutz, sondern sie glänzen auch mit allerhöchsten Qualitätsansprüchen. Besonders schön: Die Etuis werden in den Steinhöringer-Werkstätten für Menschen mit Behinderung gefertigt.
AUSZEICHNUNG
Übrigens wurden die Freisinger Holzbrillendesigner Ende Januar beim bayerischen Gründerwettbewerb PlanB mit dem ersten Platz gekürt. Hier werden insbesondere Geschäftsideen für die biobasierte Wirtschaft ausgezeichnet. Mit dem Sieg sicherte sich das Start-up ein Preisgeld von 5.500 Euro und eine Startereinheit im Straubinger Gründerzentrum BioCubator. „Wir werden das Preisgeld für die Weiterentwicklung des Unternehmens einsetzen“, freut sich Wittmann über die Auszeichnung, „das ist eine wunderbare Chance für uns, noch mehr Menschen von den Möglichkeiten des Werkstoffs Holz zu überzeugen und auch viele weitere Kunden und Fans zu gewinnen.“
Bild oben: Mit der Holzbrille zum Erfolg: Das Freisinger Start-up Freisicht-Eyewear wurde beim Gründerwettbewerb Plan B mit dem ersten Platz gekürt. Von li. nach re: Sebastian Wittmann, Founder & CEO; Thomas Winter, Design; Linus Frank, Founder & CTO ©Freisicht-Eyewear
Dieser Artikel erschien am 28.2.2019 in der Innovation Origins.