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ARBEITSWELTEN DER ZUKUNFT: UNTERNEHMEN DENKEN UM

Wer an Arbeitswelten der Zukunft denkt, hat zunächst das Zusammenwachsen von Mensch und Maschine, die KI, im Kopf. Doch auch Coworking-Spaces, kreative Aufenthaltsräume und Flexibilität prägen das Bild moderner Arbeitsplätze. Unternehmen passen sich zudem den Trends zur Work-Life-Balance an. Sie rekrutieren neue Mitarbeiter über Benefits wie frisches Obst, Tisch-Kicker, Yoga-Stunden sowie firmeneigene Kitas. Bei der sogenannten „New Work“ steht also einerseits die Digitalisierung andererseits aber auch der Mensch im Mittelpunkt. Kein Wunder also, dass Unternehmen derzeit Arbeitsplätze sowie Arbeitsgewohnheiten komplett umgestalten: Statt Einzelbüros stehen derzeit kollektive Schreibtische mit Rollcontainern hoch im Kurs. Gleichzeitig sollen Rückzugs-Zonen die Konzentration fördern und Lounge-ähnliche Besprechungszimmer zum Brainstorming anregen. Die so geschaffenen, neuen Bürowelten sollen nicht nur das Potenzial der Mitarbeiter maximal fördern, sondern sie sind für die Unternehmen meist auch noch wirtschaftlich äußerst effizient.

UMGESTALTUNG VON TRADITIONSUNTERNEHMEN

Arbeitswelten von Morgen
Mobile Lösungen ermöglichen den Mitarbeitern der Witt-Gruppe das Arbeiten dort, wo sie am effektivsten sind – es muss nicht der Schreibtisch sein… ©Witt-Gruppe

Derzeit baut die Witt-Gruppe aus Weiden in der Oberpfalz die Arbeitswelten um. Im beruflichen Alltag sind agile Arbeitsweisen wie Scrum und Kanban schon längst verwurzelt. Nun geht der zur Otto-Gruppe gehörende Versandhandel in einem neuen Projekt auch den Umbau der Büros an. „Wenn wir weiterhin gute Ergebnisse erzielen möchten, müssen neue Arten der Zusammenarbeit gefunden werden,“ erklärt Kerstin Harms-Sudarma, Bereichsleiterin Facility Management, den Ansatz, „Es ist also wichtig, dass sich das Arbeitsumfeld an diese neuen Bedingungen anpasst.“ Für die Mitarbeiter von Witt bedeutet das, dass Bereichsleiter keine eigenen Büros mehr haben und feste Arbeitsplätze aufgelöst werden. So soll mehr Platz entstehen und eine leichtere Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und Mitarbeitern verschiedenster Disziplinen ermöglicht werden. Hinzu kommen neue Arten von Führungsrollen sowie das Konzept des Desk-Sharings. Denn bei einer internen Erhebung stellte die Witt-Gruppe fest, dass täglich etwa jeder fünfte Arbeitsplatz aufgrund von Geschäftsreisen, Urlaub oder Krankheit frei bleibt.

„Durch das Aufbrechen der Strukturen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit geht der Einfluss der Führungskräfte ein Stück weit verloren,“ so Susan Kröber, Bereichsleiterin Human Resources, „…zudem erfordern Home-Office und die Zusammenarbeit in abteilungsübergreifenden Teams ein höheres Maß an Vertrauen und es müssen Zielvereinbarungen getroffen werden.“ Zehn Prozent der Bereichsleiter der Witt-Gruppe haben sich bereits auf das Experiment eingelassen und ihr eigenes Büro aufgegeben.

Natürlich ändert sich auch die technische Ausstattung: „Der herkömmliche Desktop-PC wird von mobilen Geräten wie Laptop und Tablet abgelöst,“ erklärt Thomas Schertel, Bereichsleiter IT, „das Telefon wandelt sich in ein Headset. Drucken wird per Follow-Me Printing Funktion für alle Mitarbeiter von überall aus möglich.“

UMWELTPSYCHOLOGISCHE EFFEKTE DURCH DIGITALISIERUNG

Doch die Entwicklung könnte noch viel weiter gehen. So ist zumindest die Vision von Dr. Stefan Rief. Er ist Mitglied des Direktoriums des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) sowie Leiter des Forschungsbereichs für Organisationsentwicklung und Arbeitsgestaltung. Sein Spezialgebiet ist die Erforschung und Entwicklung neuer, produktivitätsfördernder Arbeitsumgebungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Büro-, Labor- und Lernwelten. Rief bestätigt, dass unsere Arbeitsumgebung unter den beiden Aspekten Arbeitsort und -raum Auswirkung auf unser Wohlbefinden hat. Auch sieht er das Büro der Zukunft in einer gewissen Vielfältigkeit ‒ von kleinen Zellen als Rückszugsort bis hin zu offenen Bereichen, die das Socialising fördern. Ebenso empfiehlt er, hellere und dunklere Zonen zu ermöglichen. Doch am spannendsten findet Rief die Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet. Hier bezieht er sich insbesondere auf die Installation von individuellen, umweltpsychologischen Effekten. Dazu gehören die Einstellung von Temperaturen sowie Beleuchtungen und auch die Nutzung von Gerüchen, die zur persönlichen Leistungsfähigkeit oder auch Kreativität beitragen. Wichtig für ihn ist dabei, darauf zu achten, dass die Konzepte wirklich individuell angepasst sind und nicht als allgemeingültig gesehen werden. Sein Credo für die Arbeitswelt von Morgen: „One doesn´t fit all.“

Bild oben: In den Kreativräumen darf – dank White-Board – auch schon mal an die Wand gemalt werden ©Witt-Gruppe

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Dieser Artikel erschien am 10.2.2019 in der Innovation Origins.