Aufwachen! Sogar am Point Nemo* – dem Bereich im Ozean, der am weitesten von der Zivilisation entfernt ist – schwirrt Mikroplastik im Meer herum. Dies belegen Daten, die während des Volvo Ocean Race gesammelt wurden. Deutsche Forscher haben nun einen Teil ihrer Ergebnisse auf der Micro 2018 in Lanzarote veröffentlicht.
Die größten Mengen an Mikro-Plastik wurden im Südchinesischen Meer gemessen: Insgesamt 349 Partikel pro Kubikmeter erhielt eine Wasserprobe, die dem Nordpazifikwirbel entnommen wurde. Doch auch zwischen Europa und Afrika schaut es erschreckend schlimm aus: Die Straße von Gibraltar steht mit 307 Partikeln per Kubikmeter gleich an zweiter Stelle des erschütternden Negativrekords. Die windreiche Meerenge ist vor allem bei Kitern und Windsurfern sehr beliebt, die mit Sicherheit schon das ein oder andere Mal unfreiwillig einen Schluck Plastikwasser genommen haben. Doch betroffen vom Mikroplastik im Meer ist letztendlich jeder von uns.
Dr. Sören Gutekunst, Wissenschaftler beim Rennen und vom GEOMAR Institut für Meeresforschung Kiel, stellte Methoden und Ergebnisse der Untersuchung – die unter anderem mit Unterstützung von Future Ocean erhoben werden konnten – am Donnerstag auf der Micro 2018 vor. Während des Volvo Ocean Race 2017/2018 sammelten die Teams „Turn the Tide on Plastik“ und „Akzo Nobel“ bei der Wasseraufbereitung insgesamt 86 Meerwasserproben, die anschließend in Deutschland mit einem leistungsstarken Raman-Spektrophotometer analysiert wurden. Die Ergebnisse sollen als Vorlage für zukünftige Datenerhebungen dienen und „…zur internationalen Standardisierung der Mikrokunststoffforschung beitragen…“, so Anne-Cécile Turner, Leiterin des Nachhaltigkeitsprogramms beim Volvo Ocean Race. Denn bis jetzt gibt es nur sehr wenig wissenschaftliche Daten über die globale Verteilung von Mikrokunststoffen in unseren Meeren.
Für Wissenschaftler stehen die Ergebnisse als Open-Source-Daten aus einer Datenbank bei der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zur Verfügung, in der auch meteorologische und ozeanographische Begleitdaten vorhanden sind, zur Verfügung. Einen Teil der Ergebnisse gibt es zudem hier.
Text & Foto: Almut Otto
*Point Nemo (45°52.6S, 123°23.6W), auch „Pazifischer Pol der Unzugänglichkeit“, ist mit 2688 km vom nächsten Land weiter entfernt, als z.B. die ISS, die in 408 km Höhe um die Erde kreist.
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