Pow-wow! – Boardenthusiasten wissen es: Kaum ein Sportgerät gleitet so smooth über frischen Schnee, wie eine fein getunte Powderplanke. Grund genug für die Industrie, hier massiv aufzurüsten. Da es bedingungslosen weißen Rausch nur abseits des Skizirkus gibt, erobern immer mehr Splitboards unberührte Gipfellagen. Während die gespaltenen Bretter früher noch milde belächelt wurden, nehmen sie es heute – dank fein abgestimmter Shapes, nahtloser Verbindungssysteme und minutenschneller Bindungsmontage – locker mit jedem Tourenski auf. Und das Beste: Abwärts haben sie klar die Nase vorn.
Früher, da war alles anders: Idealistische Boarder schnallten ihre schweren Bretter auf den Rücken und kämpften sich per Schneeschuh den Hang hinauf. An windigen Tagen boten sie mit ihrem Aufbau eine jämmerliche Angriffsfläche. Da die Ski-Tourenspur so für sie tabu war, sägten findige Tüftler kurzerhand ihre Boards auseinander und versuchten so, den Ski-Tourengehern auf den Fersen zu bleiben. Doch die Systeme waren noch nicht ausgereift. Die Boards waren aufwändig in der Herstellung, schwer und unhandlich. Erst Mitte der 90er stellte das US-Unternehmen Voilé aus Salt Lake City ein durchdachtes Splitboardkonzept vor. Noch heute gilt das im Laufe der Jahre perfektionierte System als Standard.
Flinke Finger: Vom Ski zum Board
Keine zwei Minuten dauert der Bindungsumbau vom Ski-Touren- in den Ride-Modus. Vereiste Teile sind genauso passé, wie zusätzlich benötigtes Werkzeug, welches schnell mal im tiefen Schnee verloren ging. Je zwei drehbare Hakenpärchen – sogenannte Chinese Hooks und Tip Clips – an Nose und Tail sowie die Bindung selbst halten heute das Board wunderbar plan zusammen. Ob schwierige Witterungsbedingungen oder mangelndes technisches Verständnis: Die Planken lassen sich unter den widrigsten Bedingungen perfekt miteinander verbinden.
Auch an weiteren Punkten wie Gewicht und Aufbauhöhe wurde gefeilt. „Die meisten Boards verfügen über ein Voilé-Lochbild. Das sind die Verschraubungseinsätze für die Bindung und für die Fixierungen der zwei Splitboardhälften“, erklärt Simon Graf, Splitboards Europe, „darauf kann man ein Voilé-Bindungskit – das sogenannte Interface – mit seiner herkömmlichen Softbindung montieren. Das ist die günstigste Variante. Oder eben eine spezielle Splitboardbindung von Spark, SP, Voilé, Plum oder Karakoram – hier liegt der Vorteil definitiv in der niedrigen Aufbauhöhe, dem geringen Gewicht und somit einer direkteren Kraftübertragung.“ Und das Schönste: Alle Systeme sind mit Handschuhen zu bedienen.
Im richtigen Shape
Splitboarder haben die Qual der Wahl: Ob Retroboard mit Schwalbenschwanz, Twintip oder klassischer Freeride-Shape – mittlerweile bietet fast jeder Boardhersteller eine ganze Reihe an Splitboards an. Sogar die Damenwelt wurde mit kleineren und leichteren Boards berücksichtigt. Um Fehlkäufe zu vermeiden und gleich die richtige Fahrtechnik zu lernen, empfiehlt es sich, unterschiedliche Boards vorab zu testen. Machbar ist dies zum Beispiel beim „Climb the Mountain“ Testcamp am Silvretta Stausee. Hier sind zahlreiche Boardhersteller vertreten.
Boots: Manche mögen´s hart
Keine Frage: Im Powder verleiht ein bequemer Softboot unvergleichlichen Flow. Auch bergauf scheint der Softie einige Vorteile zu haben. Wie im Wanderschuh lässt der weiche Snowboardschuh seinen Träger leichtfüßig bergauflaufen. Wenn da nicht das Traversieren auf eisigen Stücken wäre. Hier mangelt es leider etwas an direkter Kraftübertagung. Deshalb müssen Boarder viel eher als Ski-Tourengeher die Harscheisen auspacken. Die derzeit beste Lösung bietet Deeluxe mit seinem Spark: Hier kommt die härtere Sohle des XVe einem Ski-Tourenschuh nahe. Doch vor allem der praktische Walk und Ride-Modus ist interessant. Die punktgenaue C3-Schnürung hält die Ferse an ihrem Platz, so kann Bergauf der Rest der Schnürung locker bleiben. Bergab wird damit die Härte des Schuhs gesteuert.
Neben Board, Boot und Bindung gehören natürlich noch Felle, Stöcke, Harscheisen, Lawinenausrüstung, Steigeisen sowie das passende Outfit zum kompletten Splitboard-Equipment.
Text: Almut Otto, Fotos: divers
Dieser Artikel erschien im DSV-aktiv Ski & Sportmagazin 1/2016